Da ich öfter mal kränkele und in letzter Zeit einiges mit dem Tenor „wir essen uns krank“ gelesen habe, sah ich es an der Zeit, meine eigene Ernährungsweise zu hinterfragen. (Und natürlich hatte ich dabei auch Nickels Blockparade zum Thema Nachhaltigkeit im Alltag im Sinn. Und was ist alltäglicher als die Nahrung, die wir zu uns nehmen?!)
Bei meiner Recherche ging es darum, Lebensmittel zu finden, die wichtig sind für eine gesunde Ernährung, aber auch möglichst nachhaltig hergestellt bzw. angebaut und transportiert werden.
Und ich muss sagen: Es ist gar nicht so einfach, das alles unter einen Hut zu bekommen!
Fleisch
Zuerst habe ich festgestellt, dass mein genereller Fleischkonsum rund ein Drittel unter dem liegt, was der durchschnittliche Deutsche so konsumiert. Das ist ja schon mal nicht schlecht 🙂
Allerdings liege ich mit meinen rund 600g pro Woche im typisch weiblichen Durchschnitt, Männer verzehren im Schnitt doppelt so viel Fleisch. (Männer, hört auf damit! Passt euch der Frau an! Wenigstens dieses eine Mal!)
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt Fleischkonsumenten einen Verzehr von maximal 300-600g pro Woche, womit ich an der oberen Grenze liege.
Wer kein Fleisch isst, sollte auf seinen Vitamin B12 achten, steht dort weiter.
Außerdem lerne ich, dass rotes Fleisch das Risiko auf Darmkrebs erhöht, dies sei bei weißem Fleisch bislang nicht nachweisbar. Allerdings habe ich einen leichten Eisenmangel, der sich leichter durch rotes Fleisch beheben lässt. Im Endeffekt esse ich aber beide Sorten gern und werde mich weiterhin abwechseln.
Nachhaltig betrachtet ist ein Verzicht von Fleisch natürlich die beste Lösung.
Neben der konventionellen Massentierhaltung gibt es aber auch Anbieter von Bio-Fleisch-Produkten. Sie stehen dafür, dass die Tiere mehr Auslauf bekommen, nicht mit genmanipulierter Nahrung gefüttert werden, mehr Platz in ihrem Stall haben und nicht präventiv mit Antibiotika und anderen Medikamente zugeballert werden. Achten sollte man mindestens auf das EU-Bio-Siegel, besser noch sind die Siegel von Vertragsverbänden wie Naturland, Demeter und und Bioland, da die in der Regel strengere Tierhaltungskriterien haben.
Zudem gibt es auch regionale Bauernhöfe, die in ihrem Hofladen, auf Wochenmärkten oder in aufgestellten Fleischautomaten ihre Waren feilbieten.
Bei mir in der Nähe gibt es ein paar kleinere Bauernhöfe, die tagsüber zugänglich, sodass man sich selbst von den Bedingungen vor Ort überzeugen kann.
Da die Zertifizierung solcher Höfe oft sehr zeit- und kostenintensiv ist, haben diese Höfe kein Biosiegel, können aber oft mit den Standards mithalten.
Die Planetary Health Diet
37 Forscher aus 11 Ländern haben sich zusammengetan und anhand von Forschungsergebnissen einen Speiseplan entwickelt, der gesund und zeitgleich nachhaltig sein soll. Dabei ist anzumerken, dass die berechneten Werte einem durchschnittlichen Kalorienbedarf von 2500 kcal zugrunde liegen, was je nach Tätigkeit, Größe und Gewicht zu viel oder zu wenig sein kann.
Ich habe im Internet meinen Kalorienbedarf grob ermittelt und komme tatsächlich auf etwa 2500 kcal.
Natürlich gibt es auch Kritikpunkte gegen diese Art von Speiseplan, da er regionale Anbaumöglichkeiten nicht inkludiert. So lassen sich manche Lebensmittel nicht ohne aufwendige Exporte beschaffen und in Teilen der Erde würde dieser Plan einen enormen Ernährungswandel mit sich bringen, der schon relativ utopisch scheint.
Mehr Informationen zur Planetary Health Diet:
https://www.bzfe.de/inhalt/planetary-health-diet-33656.html
Befolgt man aber den errechneten Speiseplan, so kommt man im Schnitt auf 300g Fleisch pro Woche, die man essen darf.
Da ich mittlerweile gerne mal Fleisch durch Gemüse oder Sojaprodukte austausche, möchte ich die 300g nun für mich als Ziel festlegen und halte das durchaus für realistisch.
Ich kann konsequenter darüber nachdenken, in welchen Gerichten ich wirklich Fleisch brauche, ob ich das Fleisch nicht durch Gemüse oder andere Lebensmittel ersetzen kann und wenn ich doch Fleisch nehme, wie z.B. bei einer Bolognesesauce – dann benutze ich eben nur halb so viel Gehacktes.
Und: Wer weniger Fleisch kauft, kann sein Geld auch leichter für Bioqualität ausgeben.
Hülsenfrüchte
Bleiben wir bei der Planetary Health Diet (wem das zu unseriös ist, der findet bei den 10 Regeln der DGE ähnliche Angaben).
Wie ich schon des Öfteren gelesen habe, wird auch hier ersichtlich, dass Hülsenfrüchte eine nicht unerhebliche Rolle bei gesunder und nachhaltiger Ernährung spielen. Sie sind geradezu ideal: Eiweißreich, dabei kalorienarm und regional.
Ich muss zugeben, dass ich Hülsenfrüchte in meinem Speiseplan bisher sträflich vernachlässigt habe. Jetzt habe ich mir vorgenommen, öfter mal eine Bohnen- oder Linsensuppe zu kochen oder einen Eintopf zu machen. Allerdings habe ich auch festgestellt, dass ich als Allergikerin grüne Bohnen nicht so gut vertrage, zumindest nicht, wenn ich diese als Hauptzutat in einem Eintopf gare. Ich werde in Zukunft versuchen, ob ich stattdessen nur eine handvoll Bohnen in mein Essen gebe, vielleicht lasse ich sie aber auch ganz weg und koche stattdessen mit Linsen oder Erbsen.
Der Anbau von Hülsenfrüchten spielt in Deutschland keine große Rolle, weshalb man sie eher auf Wochenmärkten und Bioläden findet, getrocknete Linsen und Bohnen aus dem Supermarkt sind fast ausschließlich importiert.
Nüsse
Auch Nüsse gehören mit rund 350g pro Woche (also noch über dem Fleischanteil!) unbedingt auf den Speiseplan.
Aber: Obwohl Mandel-, Walnuss- und Haselnussbäume zum Teil hier auch gedeihen können (insbesondere in milden Weinanbaugebieten), gibt es quasi keinen Markt dafür. Nüsse sind in Deutschland ein Importgut, d.h. es müssen leider größere Strecken zurückgelegt werden, damit wir unsere Nüsse zu uns nehmen können. Trotzdem gibt es auch da faire, biologische Anbaugebiete.
Milch und Milchprodukte
Milchprodukte dagegen, die mit 250g pro Tag im Speiseplan der Planetary Health Diet vorgeschlagen werden, lassen sich problemlos regional einkaufen. In meinem Ort habe ich nun im Eingang eines örtlichen Supermarktes eine Milchtankstelle für mich entdeckt. Hier landet die frische Milch eines kleinen, regionalen Bauernhofes. Die Milch ist nicht älter als 24 Stunden und wird bereits pasteurisiert angeliefert, d.h. sie wurde kurzzeitig auf über 72 Grad erhitzt, um schädliche Keime abzutöten. Die langlebige Milch aus dem Supermarkt wird hingegen ultrahocherhitzt.
Trotzdem hält sich die frische Milch immerhin noch eine ganze Woche.
Abgefüllt wird in wiederverwendbaren Glasflaschen. Und sie schmeckt richtig gut 🙂
Ich habe mir jetzt noch eine Fetttrennkanne bestellt, damit ich den Rahm besser abfangen und als Sahne verwenden kann. Außerdem habe ich mir einen stromlosen Joghurt-Maker besorgt, mit dem ich leckeren Joghurt aus der Milch machen kann.
In Hessen gibt es mittlerweile eine nicht unerhebliche Summe kleinerer Milchtankstellen.
Natürlich gibt es auf dem Markt auch unzählige Milchersatzprodukte.
Bedenkt man das Thema Nachhaltigkeit, ist man schnell ernüchtert. Laut Ökotest ist die nachhaltigste Alternative die Hafermilch. Die lässt sich immerhin auch leicht selbst herstellen und mit etwas Rapsöl soll sie sogar aufschäumbar sein. Sagen kann ich dazu aber noch nichts.
Allerdings habe ich letztens ein Porridge aus Hafer gemacht – und empfand es als relativ bitter. Trotzdem würde ich mit dem Rest der Flocken mal eine Hafermilch selbst herstellen wollen.
Fette und Öle
Weiterhin ist auch die Menge an ungesättigten Fettsäuren, wie in Oliven- oder Rapsöl, nicht unerheblich: 40g pro Tag werden bei der Planetary Health Diet im Schnitt empfohlen – mehr als Süßungsmittel, von denen wir nicht mehr als maximal 31g zu uns nehmen sollten.
Dass die Menge an ungesättigten Fettsäuren wichtig ist, zeigt sich auch an Studien wie der, zur Lebenserwartung in Deutschland. Es zeigt sich, dass Deutschland europaweit Schlusslicht im Bezug auf die durchschnittliche Lebenserwartung ist, was u. a. auf falsche Ernährungsgewohnheiten hinzuweisen sei. Zielführender sei eine mediterrane Ernährung mit viel Gemüse, Hülsenfrüchten und fettem Fisch.
Tatsächlich empfiehlt auch die Planetary Earth Diet einen Fischverzehr von etwa 200g pro Woche. Dabei sollte man unbedingt darauf acht geben, Fisch mit MSC-Siegel zu kaufen. Auch das ASC, Naturland- oder Bioland-Siegel kann eine Orientierung geben.
Leider ist das Thema Fisch wegen der Überfischung der Weltmeere ein schwieriges Thema, weshalb es umso wichtiger ist, sich an solche Siegel zu halten.
Einkaufsratgeber WWF zum Thema Fisch und Meeresfrüchte
Obst und Gemüse
Rund 300g Gemüse und 200g Obst sollten wir täglich zu uns nehmen.
Um das Klima zu schonen, sollte möglichst regional und saisonal gekauft werden, es lohnt sich also, einen Saisonkalender für Obst und Gemüse zur Hand zu haben. Den findet man aber ohne weiteres bei Tante Google. Abwechlungsreich sollte das Gemüse sein, rotes Gemüse bietet z.B. andere Nährwerte als grünes.
Außerdem ist Obst nicht gleich Obst: Bananen, Kirschen oder Ananas sollte man durch den hohen Fruktosegehalt etwa mit vorsichtig genießen, wie etwa Matthias Riedl in einem Focus-Interview angibt. Gleiches gälte für Kartoffeln, Nudeln und Reis. Zudem essen wir zu oft zwischendurch, anstatt uns einfach drei Mal am Tag satt zu essen. Das begünstige unter anderem die Entwicklung von Diabetes.
Vollkorngetreide
Ein wichtiger Punkt bei dem Planetary Helath Diet ist das Vollkorngetreide, von dem wir im Schnitt 232g am Tag zu uns nehmen sollen. Vollkorn heißt, die gesamten Bestandteile des Korns müssen noch da sein, nur nicht essbare Teile wie Hülsen und Spelzen werden entfernt.
Vollkorn enthält mehr Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe als fein gemahlenes Korn, beugt Diabetes vor und reguliert die Darmflora, allerdings sind auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten möglich.
Feingemahlenes Mehl enthält mehr Stärke, dafür weniger Nährstoffe.
In Deutschland werden vor allem Weizen und Gerste angebaut, es folgen Roggen, Mais und Hafer.
Reis und echte Hirse werden nicht in Deutschland angebaut.
In diesem Wikipedia-Artikel gibt es auch eine schöne Tabelle, in der die einzelnen Nährstoffe aufgelistet sind.
Die Zuckerfalle
31g sind laut Planetary Health Diet die maximal empfohlene Menge an Süßungsmitteln, die wir zu uns nehmen sollten. Dabei ist es vollkommen wurscht, ob der Zucker jetzt aus ganz normalem Haushaltszucker, Rohrzucker, industriell hergestelltem Fruchtzucker, Honig, Agavendicksaft oder sonstwoher kommt.
Daher sollte man skeptisch sein, wenn bei Rezepten einfach Zucker durch Sirup o. ä. ausgetauscht wird und das Rezept dann als „gesund“ verkauft wird.
Tatsächlich ist Zucker sehr oft in industriell hergestellten Waren zu finden.
Fertigprodukte
Bei Fertigprodukten wird nicht nur oft unnötiger Zucker hinzugefügt, sie enthalten auch chemische Wirkstoffe, die die Lebensmittel länger haltbar machen. Um einen besseren Überblick über die Stoffe zu behalten, die ich so zu mir nehme, möchte ich zum Beispiel öfter Brot und Brötchen selber machen. Letzte Woche habe ich mich an einem No-Knead-Bread (Brot ohne Kneten) gemacht, dass bei mir ebenso wie bei meinem Kleinen sehr gut ankam. No-Knead-Brote werden lediglich mit einem Holzlöffel verrührt und müssen dann über Nacht gären (ca. 17 Stunden stand in meinem Rezept). Dann nochmal für eine Stunde in der Backform, bevor sie für 50 Minuten im Ofen gebacken werden. Ein – für mich – recht überschaubarer Aufwand.
Die Lebensmittelpyramide
Ich habe damals in der Schule noch gelernt, dass das Fundament der Lebensmittelpyramide aus Getreide und Getreideprodukten (Nudeln, Reis) sowie aus Kartoffeln besteht.
Erst danach kamen Obst und Gemüse.
Heute sieht das anders aus – beide Sparten haben die Plätze getauscht.
Für mich ist das schon eine große Umstellung und ich muss mich noch daran gewöhnen, deutlich mehr Gemüse einzukaufen. Seit über einem Jahr bin ich aber auf einen guten Weg, breche aus meinen festgefahrenen Essgewohnheiten aus und kaufe wieder mehr Gemüse.
Ich glaube, man braucht schon Lust auf was Neues, einen Hang zum Experimentieren, um sich auf neue Rezepte und eine neue Lebensweise einzustellen.
Ich verfüge zum Glück über beides 🙂
Tatsächlich sind Zeit und Geld aber auch limitierende Faktoren, wenn es um das Thema gesunde Ernährung geht.
Momentan habe ich die Zeit, mir Gedanken über eine gesunde Ernährung zu machen, nach neuen Rezepten zu schauen und Dinge selbst herzustellen, die ich sonst gekauft hätte. Wer aber 40 Stunden die Woche arbeitet, plus Fahrtzeit, Haushalt, Kochen und vielleicht noch Familie – der wird sich nicht so leicht tun.
Und auch 7kg Obst und Gemüse vom Biomarkt kosten ihr Geld (bezogen auf einen Zwei-Personen-Haushalt), nicht zu reden von Fleisch, Fisch und anderen biologisch angebauten Lebensmitteln.
Getränke
1,5 Liter sollte jeder Erwachsene mindestens zu sich nehmen, am besten natürlich in Form von zuckerfreien Getränken. Bei mir ist das ganz einfach, ich trinke hauptsächlich Wasser und Tee, morgens meist noch 1- 2 Tassen Kaffee.
Da ich das Kistenschleppen leid war, habe ich mir einen Trinkwassersprudler besorgt. Manchmal bin ich aber auch faul, tue es meinem Sohn gleiche und trinke einfach nur Leitungswasser 🙂
Allerdings muss ich zugeben, dass ich einen Wasserfilter benutze, der monatlich gewechselt werden muss. Dieser enthält mehr Plastik, als mir lieb ist. Allerdings ist das Wasser hier sehr kalkhaltig, ein Umstand, an dem schon meine letzte Kaffeemaschine verstarb. Alternativ müsste ich sehr oft entkalken, was dann wieder den vermehrten Einkauf von Entkalkungsprodukten zur Folge hätte – für mich gehupft wie gesprungen.
Bis zum Sommer bin ich noch mit Wasserfiltern versorgt, ob ich dann nochmal neue anschaffe, werde ich mir bis dahin gut überlegen.
Persönliche Ziele
Zu den obersten Zielen gehört das Selbermachen von Produkten, die ich sonst industriell gefertigt kaufen würde. Allen voran Joghurt, Brot und Brötchen. Aber auch an anderen Milchprodukten wie Quark und Butter will ich mich versuchen und ich möchte meine Brotaufstriche selbst zubereiten.
Trotzdem steht für mich außer Frage, dass ich ab und an auch mal Junkfood kaufen werde, wenn auch nur in Ausnahmefällen.
Außerdem möchte ich meinen Fleischkonsum weiter reduzieren und dafür bei meinem Metzger des Vertrauens einkaufen.
Ich will mehr Hülsenfrüchte und Nüsse zu mir nehmen und nachhaltig gefangene Fische essen.
Und ich will möglichste viele dieser Lebensmittel regional einkaufen, zum Beispiel auf dem Wochenmarkt oder im Bioladen.
Gefällt mir:
Gefällt mir Wird geladen …