Rückblick

Hach, Kinners,
wie die Zeit vergeht…

Gerade noch steht man am Grab seiner Oma und wünscht sich, dass dieses beschissene Jahr ein Ende findet und man einfach einen fetten Haken darunter setzen und weitermachen kann, und einen Moment später ist es auch schon fast wieder so weit.

Ich weiß, ich habe in letzter Zeit nicht viel geschrieben, zumindest nicht hier.
Aber so kurz vor Weihnachten will ich nochmal in mich gehen, das Jahr Revue passieren lassen.

Meine Großeltern sind nicht mehr da.
Das merke ich bei jedem Heimatbesuch, aber besonders an den Feiertagen, die jetzt vor uns liegen, werden wir spüren, dass von nun an zwei Menschen fehlen, zwei Plätze frei bleiben, auf denen sonst doch jemand saß. Die Leere wird zu einer Erinnerung, die mich teils liebevoll, teils schmerzlich daran denken lässt, dass wir alle sterblich sind.
Aber wir sind noch da, wir sind da und leben, mit jeder Pore, mit jeder Faser unseres Daseins.
Das allein ist schon ein Geschenk, über das wir uns freuen sollten.

Ich habe meinen Job verloren und bin zu neuen Ufern aufgebrochen.
Mache das, wonach mir ist und was ich eigentlich schon immer machen wollte: Schreiben.
Das Geld ist wenig und die Träume groß und oft lese ich die Zeilen anderer und bin ganz ehrfürchtig, manchmal sogar neidisch, weil ich niemals diesen Grad schriftstellerischen Talents erreichen werde.
Auch wenn ich an mir arbeite, die Ratgeber von Stephen King oder Elizabeth George oder anderen Autoren beherzige, auch wenn ich feststelle, dass mein Stil sich bessert, mit jedem Satz, mit jeder Seite, die sich füllt, so bleibe ich doch immer nur das einfach Mädchen, das ich schon immer war.
Dabei will ich mich gar nicht so schlecht machen, wie es vielleicht klingen mag.
Ich glaube schon, dass ich einen passablen Durchschnitt erreichen kann, von dem ich Leben könnte. Und vielleicht sollte ich genau damit zufrieden sein.

Ich besitze leider ein paar ungünstige Charaktereigenschaften, die mir manchmal im Weg stehen und an denen ich arbeite, arbeiten muss.
Ich lasse mich leicht ablenken, verliere schnell die Lust an einem Thema, bin selten konsequent, dafür oft chaotisch und sprunghaft und das Korrigieren meiner Texte nervt mich so sehr, dass ich mich gerade mal zu zwei Durchgängen aufraffen kann. Obwohl ich noch besser sein könnte, wenn ich mir Mühe gäbe.
Durchhaltevermögen. Hab ich dieses Jahr gelernt. Nicht aufgeben und sich durch die wirren Gedanken in meinem Kopf quälen, sie aufs digitale Papier zwängen.
Ich bin auf einem guten Weg.

Privatleben.
Immer noch hin und her gerissen zwischen dem Bedürfnis nach Nähe und Freiheit.
Die Fahrt mit dem Mann mit dem Raum dauert an. Mal wird das Seil länger, mal kürzer.
Viel nachgedacht über Polyamorie und Familie und Zeit.
Ein paar interessante Menschen kennengelernt, die meisten sind weitergezogen, ein paar alte Bekannte getroffen und überflüssigen Ballast abgeworfen.
Zu viel Geld in mein zu altes Auto investiert und dafür wieder zwei Jahre TÜV.
Hyposensibilisierung gegen Hausstaubmilben begonnen und dadurch so wenig krank, wie in den letzten 10 Jahren nicht mehr.
Auf Konzerten gewesen und Spaß gehabt, gesungen, getanzt, gelacht.
In Wien krank geworden und Kodein für mich entdeckt.
Kindergeburtstag gefeiert und zwei Kinder verloren. Und dann alle angeschrien.
Festgestellt, wie groß der Kleine geworden ist. Wie sehr er mir ähnelt und wie viel Empathie er besitzt, wenn er beim Film plötzlich anfängt aus Mitleid zu weinen. Sein selbstdarstellerisches Talent entdeckt auf dem Weihnachtsmarkt mit der Luftgitarre. Stolz gewesen, das er so aus sich herausgehen kann.
Den Großen bei der Einschulung begleitet, Eingewöhnungsphase, kurzfristiges Einspringen zum Sondieren, wenn jemand krank wurde. Neue Umgebung, neue Fachkräfte, neue Therapeuten. Fahrten mit dem Schulbus.
Pflegemanagement geleistet.
Seine Fortschritte beobachtet: Mehr Konzentration, besseres Zuhören und Umsetzen, stabiles Gehen im Lauftrainer.
In der Bücherei angemeldet.
Meinen Laptop geschrottet und mir ein Tablet zugelegt, das alle Daten an Amazon weiterleitet und beim Wischen wahllos Facebookbeiträge liked.
Diverse Male gevögelt.
Eine Mutter kennengelernt, die in einer Kegelbahnanlage wohnt und mit ihr gekegelt.

Wünsche, Träume, Ziele für 2018

Von mir aus könnte alles so weiter gehen.
Etwas mehr Geld wäre gut. Etwas mehr von allem, eigentlich.
Sagen wir: Zeit und Geld. Das wäre toll.
Und ich hätte gern eine E-Zigarette die beim Ziehen blau leuchtet, weil ich glaube, das sie gut zu meinem Selbstbild als Schriftsteller passen würde (und für den geilen Effekt, wenn eines Tages meine Biografie verfilmt wird).
Nachtrag: Kaffeemaschine reparieren lassen.

Ich freue mich jetzt erstmal auf ein paar mehr oder weniger ruhige Tage im Kreise meiner Familie und meiner Freunde, die ich alle viel zu selten sehe.
Und auf ein bisschen Zeit, in allen Blogs zu lesen, die ich in den letzten Monaten links liegen gelassen habe.

Ich wünsche allen ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Vielen Dank für alle Worte, Gedanken, Geschichten, die ihr mit mir und anderen teilt!

Maria Mittwoch

7 Gedanken zu “Rückblick

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